Monatsarchiv: September 2015

Ich meine Hoffnung in den Augen zu sehen – Helfen am Hauptbahnhof

Bild: Leo Simon

Flüchtlinge im September 2015 am Münchner Hauptbahnhof. Bild: Leo Simon

Viele Menschen in München versuchen alles, um den tausenden Flüchtlingen, die hier ankommen, etwas Gutes zu tun. Ich sammle Spenden und bin immer wieder am Hauptbahnhof um zu helfen. Über einen Einsatz bei der provisorischen Kleiderkammer dort habe ich einen persönlichen Text geschrieben. katholisch.de hat ihn unter dem Titel „Bischweija“ heißt langsam
veröffentlicht.

Leben in Freiheit und Sicherheit

„Man sollte still sein wenn Kinder schlafen, nicht wenn sie sterben“
(Nurcan Sahin)

WIR BRAUCHEN LEGALE UND SICHERE FLUCHTWEGE JETZT SOFORT!

Viele Menschen suchen Schutz und Hilfe hier bei uns. In den letzten Tagen kamen sie in vollen Zügen über Ungarn und Österreich zu uns nach München, viele wurden rasch innerhalb Bayerns weiterverteilt, unter anderem nach Schweinfurt. Es sind Hoffnungszüge, die da kommen. Hunderte, tausende Menschen die in größter Not bei uns Zuflucht suchen und am Hauptbahnhof werden sie begrüßt mit Wasser, Essen, Kuscheltieren, Lächeln, Plakaten und guten Worten. Ich bin glücklich darüber, dass die Münchner so viel Herz zeigen. Da kommen Menschen kommen mit quasi nichts außer ihrem Leben – und das ist schon viel.

Es sind viele Kinder dabei. Wer von uns würde nicht alles geben, um seine Kinder aus der Hölle zu retten?

Und dann wird uns über alle Medien das Bild eines toten Kindes vor Augen geführt. Ertrunken beim Versuch, der Hölle zu entkommen. Ich weine, wenn ich das Bild sehe. Ich weine, wenn ich von Schicksalen und Traumata, von zerstörten Hoffnungen und geplatzten Träumen lese. Und ich kann es kaum ertragen, mehr zu erfahren. Und doch gibt es kein „Decke über den Kopf“. Ich muss hinschauen. Wir müssen hinschauen. UND HANDELN. Es gibt keine Entschuldigung für Tatenlosigkeit. Da, wo wir sind, müssen wir tun, was wir können, um Leben zu retten, Leid zu mindern, Leben in Freiheit und Sicherheit zu ermöglichen.

Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen.Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter.Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso! (Lk 10 29-37)