Monatsarchiv: Juli 2016

Das Münchner Kindl weint …

13769451_10154578011689384_5213629182660564809_n

Es waren bange Stunden, die in der Gewissheit enden, dass zehn – überwiegend noch sehr junge – Menschen ihr Leben verloren. Ein Terroranschlag war es wohl nicht, eher eine Art Schools Shooting. Ich trauere um die Getöteten, mein Mitgefühl gilt den Verwundeten, den Überlebenden – vor allem aber den Eltern, Geschwistern, Freundinnen und Freunden der Toten.

Für katholisch.de habe ich ein paar Eindrücke aus München nach den Morden im und am Olympia-Einkaufszentrum aufgeschrieben: Das Münchner Kind weint.

Ein junger Mann dreht durch und wird zum Amokläufer. Während Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste ihre Arbeit tun, während Menschen einander helfen, fangen schon die ersten an zu geifern und meinen, gegen Geflüchtete und Zugewanderte hetzen zu müssen. Heute, an einem wundervollen sonnigen Tag, hält München inne, trauert um die Toten – die meisten sind Jugendliche. Nur die unverbesserlichen, ewiggestrigen Menschenverächter gehen an der Münchner Freiheit auf die Straße und brüllen ihre bösen Parolen. Schön, dass die Kirchenglocken die Nazis übertönen. Bim bam ding dong.

Feminismus reloaded

Nachfolgend die Rede, mit der ich als Vertreterin des gastgebenden grünen Kreisverbands München-Stadt die Frauenkonferenz „Feminismus reloaded“ des Bezirksverbands der oberbayerischen Grünen am 16. Juli 2016 eröffnet habe. Es war eine hochinteressante Konferenz mit vielen beeindruckenden Frauen und herausfordernden Themen.

Liebe Freundinnen und Freunde!

Ich selbst wurde Feministin, als ich ungefähr acht Jahre alt war. Meine Mutter, damals so alt wie ich heute, begann, voller Begeisterung feministische Literatur zu lesen und ich, die mittlere Tochter, wurde von der Begeisterung angesteckt. Lauthals krähte ich in der Kirche „Brüder UND SCHWESTERN“ und las im Lesebuch, auch wenn das damals natürlich so da nicht stand, „Schüler UND SCHÜLERINNEN“. Obwohl meine Mutter mir sagte: „Übertreib das nicht, du machst dir Feinde“, war mein Eifer ungebrochen.

Als ich mit 14 dank einer Freundin zur Vorläuferorganisation der Grünen Jugend Bayern fand, war ich, die ich am Land aufgewachsen war, elektrisiert von den Debatten und Haltungen. Und bis heute bin ich dankbar, auch bei der GJ sozialisiert worden zu sein. Denn dort fand ich Gleichgesinnte, bildete mein politisches Bewusstsein und lernte den demokratischen Streit – alles recht nützlich.

In der Frage der Frauenrechte und des Feminismus ist die Grüne Jugend nach wie vor eine zuverlässige Verbündete. Wenn manche „Altgrünen“ abwinken, Regeln lockern oder mit einem Schulterzucken quittieren, dass es „eben nicht genug Frauen gibt“ (um einen OV-Vorstand paritätisch zu besetzen zum Beispiel) dann legt die GJ – zu Recht – den Finger in die Wunde und fordert, dass wir mehr Frauen für Politik in unserer Partei begeistern müssen.

Allerdings sind wir Grüne schon vorne dabei, 40 Prozent der Parteimitglieder sind Frauen. Und die finden Gehör, nicht nur per Quote. Ein Beispiel: Vor einigen Monaten wurde der neue Landtag in Baden-Württemberg gewählt. Das Wahlsystem ist dort so: Es gibt nur Direktkandidatinnen und Direktkandidaten, keine Landesliste. Entsprechend können auch die Grünen keine quotierte Liste aufstellen. Trotzdem sind 47 Prozent der neuen Fraktion weiblich. Die CDU kommt da lediglich auf 17 Prozent.

Jetzt könnten wir uns entspannt zurücklehnen und sagen: Na also, die grüne Frauenförderung funktioniert, wir haben es geschafft.

Und auch über unsere Partei hinaus sehen wir, was alles gut läuft. Wir haben seit Jahren eine Bundeskanzlerin, in Großbritannien ist neuerdings eine Frau Premierministerin und wenn wir und die ganze Welt Glück haben, wird Hillary Clinton US-Präsidentin. Selbst in Großunternehmen wie Siemens und BMW gibt es inzwischen Frauen im Vorstand, man höre und staune.

Nur: Reicht das, wie uns viele entgegenhalten, wenn wir für Frauenrechte und Gleichberechtigung eintreten? Wir Feministinnen sagen NEIN. Wir sind noch lange nicht am Ziel. Und zwar auch bei uns Grünen nicht. Denn da sind dann in BaWü zwar fast die Hälfte der Abgeordneten weiblich – nicht aber die Hälfte der grünen Minister*innen.

Wir sehen, dass Frauen noch immer schlechter bezahlt werden bei gleicher Arbeit. Wir sehen, dass Frauen nach wie vor nicht 50 Prozent der Macht haben in den Parlamenten, in der Wirtschaft. Wir sehen, dass noch immer ein großer Teil der Familien- und Pflegearbeit an Frauen hängt, dass sie auch deshalb schlechter vorsorgen, dass sie von Altersarmut bedroht sind. Wir sehen, dass Frauen noch immer „im ganz normalen Leben“ mit Sexismus und Gewalt konfrontiert sind, dass sie Opfer von Missbrauch und Vergewaltigung werden.

An dieser Stelle sei angemerkt: Noch mehr als Frauen wie mich – „biodeutsch“, heterosexuell und aus der Mittelschicht – sind Frauen betroffen, die einen Migrationshintergrund haben, sich als lesbisch, als queer zu erkennen geben, die weniger gut ausgebildet sind. Feminismus muss diese Frauen aktiv mit einbeziehen. (Dem Landesverband gilt da übrigens mein Dank, dass es Ende September einen queer-feministischen Kongress hier in München geben wird.)

Feminismus hört aber auch nicht an den Grenzen Deutschlands oder Europas auf. Nach wie vor werden auf der ganzen Welt Frauen unterdrückt, diskriminiert und misshandelt, alleine nur deshalb, weil sie Frauen sind. Als Feministinnen und Feministen dürfen wir da nicht wegschauen, sondern es gilt selbstverständlich für die Rechte aller Frauen überall zu streiten. Das heißt auch: Verschiedene Formen von Feminismus kennen zu lernen, zu akzeptieren und sich zu solidarisieren. Die Konzepte des in Europa und Nordamerika entstandenen weißen Feminismus, der meist kaum die eigene Unterschicht, in den USA auch nicht einmal die schwarze Bevölkerung, mit einbezieht, sind vielen Frauen in Lateinamerika oder Afrika fremd – und gehen an deren Lebenswirklichkeit unter Umständen vollkommen vorbei.

Dass der noch sehr junge Bezirksverband Oberbayern als eine der ersten großen Veranstaltungen einen Frauenkongress organisiert hat, dafür sage ich gerne „Danke“. Und natürlich freue ich mich als Mitglied des Münchner Parteivorstands, Euch hier in München, in Giesing, zu begrüßen.

Wir Grüne haben eine Menge starker, toller Frauen, die heute ganz explizit sichtbar sind – und die auch Identifikationsfiguren und Vorbilder sind. Zum Beispiel die Frauen, die gleich hier auf dem Podium sein werden. (Anm.: Nach den Begrüßungsreden gab es eine Gesprächsrunde mit Margarete Bause, MdL, und Katharina Schulze, MdL, moderiert von Sarah Wetzel zum Thema „Frauen im Landtag, was hat sich verändert von damals bis heute und was muss sich noch verändern?“)

Herzlichen Dank allen, die die Organisation dieser Veranstaltung übernommen haben und den Referentinnen, die über ganz unterschiedliche Themen mit uns reden, uns informieren und gemeinsam mit uns Wege erarbeiten, Frauen zu motivieren und Politik für Frauen zu machen.

Das geschieht ganz unaufgeregt, ganz selbstverständlich. Es ist ja besser, nicht nur empört zu sein über Missstände, sondern ganz nüchtern Alternativen und Wege aufzuzeigen.

Ich freue mich, heute mit Euch gemeinsam Herausforderungen in den Blick zu nehmen, Alternativen zu erdenken, kennen zu lernen und neue Wege zu gehen.

Danke, dass Ihr da seid. Danke dem Bezirksvorstand, dass wir hier zusammenkommen!

Nach-CSD-Standpunkt

Am Samstag war in München die große CSD-Parade. Zufällig durfte ich für heute den Standpunkt auf katholisch.de schreiben. Für mich lag nahe, über das Lehramt und die sexuelle Vielfalt zu schreiben.

Regenbogenzebrastreifen im Glockenbachviertel

Liebe verdient Respekt! Happy pride!