Monatsarchiv: November 2016

Nur wo Kinder selbstverständlich sind, können es auch Eltern sein

Bild: Andreas Gregor

Bild: Andreas Gregor

Letztens meckerte mich ein älterer Mann an, weil die beiden Kinder, mit denen ich unterwegs war, in der S-Bahn fröhlich „Bruder Jakob“ trällerten: „Wir sind hier nicht im Kindergarten!“ Sicherlich wäre ihm die konkrete Alternative, dass die gelangweilten Kinder quengeln, auch nicht lieber gewesen. Sollte ich also mit ihnen zu Hause bleiben, damit sie niemanden stören?

Natürlich nicht. Denn sowohl Eltern als auch Kinder haben das Recht, Teil dieser Gesellschaft zu sein. Das gilt für die S-Bahn und den öffentlichen Raum, es gilt aber auch für Geschäfte, Tagungen und Büros.

Wer Kinder hat und sich raus wagt in die Welt, weiß: Eltern brauchen Unter- stützung statt Gemecker, Besserwisserei oder Augenrollen. Denn nur dann können sie tatsächlich am Leben außerhalb von Heim und Herd teilnehmen. Das gilt insbesondere für Frauen, die in der Regel nach wie vor mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Es ist kein Zufall, dass Frauen sich vor der sozialen Isolation und dem oft unabwendbaren Karriereknick fürchten, die das Kinderkriegen mit sich bringt.

In ihrem Text „Gebt mir all eure Windeln!“ nennt Sarah Diehl, selbst bewusst kinderlos, die Kleinfamilie einen „historischen Unfall“. Sie schreibt: „[Dieser Unfall] ist erstens eine Folge aus der Effizienzanforderung am Arbeitsplatz, der Industrialisierung und Verstädterung zum Zweiten und einer sexistischen Pädagogik, die zur strikten Teilung zwischen privatem und öffentlichem Raum führte, zum Dritten.“

Nun sind wir Grüne der Meinung, dass Männer und Frauen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, Politik und Wirtschaft gleichermaßen mitgestalten sollten. De facto sehen wir, dass insbesondere Frauen, die Kinder haben, sich zurückziehen – scheinbar zurückziehen müssen. Auch, weil Familie nicht selbstverständlich ist.

Wir müssen diese Herausforderung auf vielen Ebenen anpacken. Gesell- schaftlich, sozusagen klimatisch: Wir brauchen eine Willkommenskultur für Kinder und ihre Eltern. Aufmerksam sein, mit anpacken, Hilfe anbieten – und sich bitte nicht über singende Kinder beklagen!

Wir wissen um die Herausforderung für Eltern im Berufsleben. Es zerreißt
sie oft schier, weil sie nicht allen gerecht werden können. Damit insbesondere Mütter nicht die berufiche Vollbremsung oder gar der Abstieg droht, einfach nur, weil sie Mütter werden, braucht es dringend Veränderungen, wo immer möglich nicht nur in der Firmenkultur, sondern auch rechtlich einklagbar.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer brauchen besondere Rücksicht und Freiräume, wenn sie kleine Kinder haben. Da geht eine Besprechung am späten Nachmittag eben nicht – oder nur, wenn auch das Krippenkind willkommen ist. Bei Tagungen, Seminaren und Veranstaltungen müssen Eltern als solche mitgedacht werden. Es braucht Betreuungsangebote und Rückzugsräume, Unterstützung und Toleranz. Denn sonst bleibt Eltern oft nur die Wahl, ihre Kinder „unsichtbar“ zu machen – falls sie eine Betreuung finden – oder selbst „unsichtbar“ zu sein, nämlich abwesend.

Ein Unternehmen, aber auch beispielsweise Behörden müssen Mitarbei- ter*innen besonders unterstützen, wenn sie Kinder haben und sie selbstverständlich fördern und befördern, auch wenn sie in Teilzeit arbeiten, im Homeoffice tätig sind oder mal die Kinder mitbringen, Elternzeit nehmen oder eben einfach nicht rund um die Uhr zu Verfügung stehen.

Auch in unserer Parteiarbeit können und müssen wir die Bedürfnisse von Familien ernst nehmen und versuchen, ihnen gerecht zu werden. Eltern-Sein darf nicht vom politischen Engagement, vom Parteiamt oder der parteiinternen Mitbestimmung ausschließen. Und ja: Babys können hervorragend im Parteibüro gewickelt und gestillt werden, wir bieten Kinderbetreuung etwa bei der ganztägi- gen Stadtversammlung und wissen: Wer ein kleines Kind zu Hause hat, wird in der Regel nicht drei Abendtermine in Folge absolvieren.

Unlängst war ich in Düsseldorf. Ich wurde am Bahnhof abgeholt, in der Tram standen mein Gastgeber mit seinem Sohn und ich vor dem Stempelautomaten. Ich, entschuldigend, zum Herrn hinter mir: „Oh, wir stehen im Weg.“ Der Herr: „Niemand steht hier im Weg, schon gar nicht jemand mit einem Baby.“ Ich stempelte für den Herrn. Wir lächelten.

Dieser Text war ursprünglich in einer Kurzfassung ein Standpunkt für katholisch.de und erscheint in der Langfassung im Mitgliedsmagazin der Münchner Grünen GRETA Dezember 2016.

Weil auf Worte Taten folgen: Hass vermindern heißt Gewalt verhindern

Jede dritte Frau in Europa wurde schon einmal Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt. Am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen fordert Gudrun Lux, Vorsitzende der Grünen in München, konkrete Präventionsmaßnahmen:

„Gewalt fängt bei Hass an – und dieser wird zunehmend im Internet geäußert. Deshalb muss es möglich sein, auch online Strafanzeigen zu erstatten und sich direkt an die Polizei zu wenden. Das hat die CSU-Mehrheit im Innenausschuss des Landtags erst jetzt wieder verhindert, indem sie einen entsprechenden Antrag unserer Abgeordneten Katharina Schulze, MdL, ohne triftigen Grund abgelehnt hat.“

„Besonders Frauen werden im Internet bedroht, genötigt und gestalkt, dabei sind Angriffe fast immer sexualisiert und sexistisch. Wir müssen Frauen ermutigen, Straftaten im Netz zu melden, statt sie kleinzureden. Und wir brauchen eine Justiz, die diese Straftaten konsequent ahndet und verurteilt.“

Lux hat selbst unlängst Anzeige wegen Beleidigung im Netz erstattet, die polizeilichen Ermittlungen dazu laufen.

Die bayerischen Grünen fordern die Staatsregierung auf, ein landesweites Konzept gegen Hass zu entwickeln und umzusetzen. Den Schulen und Bildungseinrichtungen kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Die Grünen fordern eine spezifische Weiterbildung der Lehrenden und die Entwicklung schulischer Gewaltpräventionskonzepte.

Reinheitsgebot für Münchner Luft

csm_Banner_BB_028ce8e8f9Wusstet Ihr, dass die Lungenfunktion bei Stadtkindern schlechter ist als bei Landkindern? Liegt an dem Dreck in der Stadtluft. Wir Grüne tun was dagegen und sind an vorderster Front dabei. Wir haben das Münchner Bürgerbegehren für saubere Luft gestartet. Unterschreiben kann man ab sofort täglich auf dem Tollwood oder bei uns im grünen Stadtbüro, Sendlinger Str. 47 zu den Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag jeweils 15 bis 18 Uhr, mittwochs 10 bis 13 Uhr sowie auf allen grünen Veranstaltungen. Sauba sog i!

Vielen Dank für die Wahl ins ZdK

ZdK-Logo-RGB- Zu meiner Überraschung und Freude wurde ich heute von Vertreterinnen und Vertretern der Diözesanräte und der katholischen Organisationen in Deutschland zum Mitglied des Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gewählt, das auch Träger des Katholikentag ist. Ich freue mich darauf, mich unter anderem gemeinsam mit meiner Parteifreundin Bettina Jarasch und meinem Parteifreund Winfried Kretschmann in der bundesweiten katholischen Laienvertretung für eine weltoffene Gesellschaft, eine menschenfreundliche Flüchtlingspolitik und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.

Grüne München tragen Bürgerbegehren zur Luftreinhaltung mit

Die Grünen München haben sich am Montagabend einstimmig für eine Beteiligung am Bürgerbegehren zur Luftreinhaltung ausgesprochen. Sie sind damit Teil eines Bündnisses aus zahlreichen Initiativen und Organisationen, die sich für saubere Luft in München einsetzen.

„München belegt nach Stuttgart den unrühmlichen zweiten Platz bei der Luftverschmutzung in Deutschland. Deshalb bin ich sehr froh, dass sich ein breites Bündnis für das Bürgerbegehren gefunden hat. Wir wollen, dass München zeigt, wie nachhaltige, umwelt- und menschenfreundliche Mobilität funktionieren kann. Die Stadt soll Vorreiterin sein für die Verkehrswende und nicht Spitzenreiterin bei der Luftverschmutzung. Dieses Bürgerbegehren für saubere Luft setzt den richtigen Impuls – wir Grüne werden uns voll ins Zeug legen, damit es ein erfolgreiches Begehren wird“, sagt Gudrun Lux, Vorsitzende der Grünen München.

„Wir wollen, dass das Grundrecht auf saubere Luft eingehalten wird wie das Grundrecht auf sauberes Wasser. Seit Jahren leiden insbesondere Kinder sowie diejenigen, die zu Fuß gehen oder radeln, unter der schlechten Luft. Nur eine grundlegende Kehrtwende in der Verkehrspolitik der Stadt wird dafür sorgen können, dass München wieder für alle lebenswert wird, nicht nur für Autofahrer und Autofahrerinnen. Da sich die große Koalition im Rathaus nicht bewegt, werden nun die Bürgerinnen und Bürger über ihre Luft entscheiden“, ergänzt Hermann „Beppo“ Brem, Vorsitzender der Münchner Grünen.