Lärm und dicke Luft: Soll die Straße unter die Erde? – Der Mittlere Ring und seine Tunnel

Wie viele Tunnel braucht der Mittlere Ring? Immerhin fahren wohl bis zu 150.000 Autos am Tag über Teile der Hauptverkehrsstraße. Bei unserer grünen Stadtversammlung am 18. Juni im Hofbräuhaus sind die Tunnelprojekte Hauptthema. Ein Überblick.

Was bisher geschah

Ab den 1960ern wurden sechs kleinere Tunnel eröffnet, 1988 der mit 750 Metern bis dahin längste: der Brudermühltunnel. Ab 1990 regierten wir Grüne mit, weitere Pläne wurden zunächst auf Eis gelegt, bis 1996 das CSU-Bürgerbegehren „Drei Tunnel braucht der Mittlere Ring“ eine knappe Mehrheit fand. Die Gegner*innen des Tunnel-Begehrens hatten unter anderem dafür geworben, das Geld in den ÖPNV-Ausbau zu stecken.

Die drei großen Tunnel, je etwa anderthalb Kilometer lang, wurden gebaut: der Petueltunnel in Milbertshofen (Eröffnung 2002), der Richard-Strauss-Tunnel (2009) mit dem kleinen Effnertunnel (2006) in Bogenhausen, und der Tunnel Garmischer Straße (Luise-Kiesselbach-Tunnel) mit dem kleineren Heckenstallertunnel, die demnächst in Sendling-Westpark eröffnet werden sollen.

Landshuter Allee und Tegernseer Landstraße

An der Landshuter Allee (Neuhausen) und der Tegernseer Landstraße (Giesing) fordern Bürgerinitiativen, die Straße unter die Erde zu legen. Aus der GroKo ist zu hören, dass diese Standorte zuerst angegangen werden sollen. Die CSU fordert darüber hinaus noch mehr Tunnel.

Oben könnten angeblich Grünflächen und/oder Wohnungen entstehen – falls der Platz reicht. Platz ist generell ein Problem, zumindest in Giesing: Wohin mit dem Verkehr während der Tunnel-Bauzeit? Denn der Bau dauert viele Jahre – deshalb sind Tunnel als kurzfristige Maßnahme zur Luftreinhaltung auch Humbug. Die Kosten sind hoch, beispielsweise gehen Schätzungen von mehr als einer halben Milliarde Euro für den Neuhauser Tunnel aus.

Dabei befürchten andere, dass der Verkehr, statt einfach unter der Erde zu verschwinden, in den Nachbarstraßen fließt – insbesondere, wenn wenige oder keine Zu- und Abfahrten gebaut werden. Der Richard-Strauss-Tunnel soll zudem für fast ein Drittel mehr Verkehr gesorgt haben, teils steht der Ring vor dem Verkehrskollaps. Um Staus zu verhindern, wollen manche die Untertunnelungen mit noch mehr Fahrspuren bauen.

Englischer Garten

Der Mittlere Ring zerschneidet den Englischen Garten. Ein Tunnel soll Nord- und Südteil wiedervereinen, Straßenlärm und Abgase verbannen und eine Frischluftschneise in die Stadt schaffen. Eine private Initiative mit prominenten Unterstützer*innen sammelt Geld dafür. Einen Stadtratsbeschluss gibt es auch für den Parktunnel noch nicht, ein Baugrundgutachten ist in Arbeit.

Wir Grüne haben 2011 einen wohlwollenden Beschluss gefasst, doch ist der Tunnel auch bei uns nicht unumstritten. Zwar würde das Gartendenkmal wieder hergestellt, doch für den Bau müsste erstmal eine Schneise geschlagen werden. Eine Landschaftsbrücke – ein oberirdischer Tunnel, für den beidseits des Mittleren Rings Erde aufgeschüttet würde und die bestehende Straße ein grünes Dach bekäme – wäre billiger, aber ihr würden wohl noch mehr Bäume zum Opfer fallen.

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