80.000 Namen für Stolpersteine

80.000 Menschen stehen mit ihrem Namen gegen das Stolperstein-Verbot in München. Gestern hat die Münchener Initiative für Stolpersteine die Namen der Unterstützerinnen und Unterstützer eindrucksvoll auf dem Königsplatz aufgerollt. Die Petiton kann nach wie vor auf change.org unterschrieben werden.

SPD und CSU wollen das Verbot erneuern

80.000 Unterschriften, ausgerollt am Königsplatz. Bild: Andreas Gregor.

80.000 Unterschriften, ausgerollt am Königsplatz. Bild: Andreas Gregor.

Der Stand der Dinge: Die Fraktionen von SPD und CSU wollen die Stolpersteine auf öffentlichem Grund erneut und weiterhin verbieten – die SPD-Fraktion stimmt hier übrigens gegen die Mehrheit der eigenen Partei. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, ein engagierter Befürworter der Stolpersteine, hat sich gegen das bestehende absolute Verbot in München ausgesprochen. Auch die Vertreter anderer Opfergruppen, etwa der Sinti und Roma oder der Homosexuellen, setzen sich für Stolpersteine ein.

Charlotte Knobloch, ehemalige Zentralratspräsidentin und noch immer Präsidentin der Münchener Kultusgemeinde, ist eine Gegnerin der Stolpersteine, da sie meint, so würden die Namen der Opfer mit Füßen getreten. Selbst in der Kultusgemeinde ist das umstritten. SPD und CSU im Rathaus haben vor gut 10 Jahren Stolpersteine in München verboten und zwei bereits verlegte Steine herausgerissen. Verlegt worden waren diese für die Eltern von Peter Jordan, die ermordet worden waren – als Juden. Peter Jordan, selbst Jude aus München, der aber als Kind nach England fliehen könnte, setzt sich seither (wie viele andere Verwandte Ermordeter) für das erneute Verlegen der Steine ein.

Wir versündigen uns an den Überlebenden

Meine Position: Ich respektiere, dass Frau Knobloch die Stolpersteine ablehnt, halte es aber für falsch, Stolpersteine grundsätzlich auf öffentlichem Grund zu verbieten. Die Stadt soll Stolpersteine nicht fördern oder selbst verlegen, sie soll lediglich das Verbot aufheben und nicht wie geplant erneuern. Selbstverständlich sollten Stolpersteine dann nicht verlegt werden, wenn überlebende Nachfahren, Angehörige oder die entsprechende Opfergruppe sich dagegen verwahrt. Dort wo es anders ist aber, versündigen wir uns an den Menschen, die noch leben, wenn wir ihnen die Form des Gedenkens verwehren, die sie selbst wünschen. So wie die Stadt Peter Jordan Unrecht tut, der sagt, an dem Tag, an dem die Steine für seine Eltern entfernt worden seien, habe es sich für ihn angefühlt, als seien seine Eltern erneut deportiert worden.

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