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Christin und Grüne?

Vor einigen Tagen war ich zu Gast beim KDFB, dem Katholischen Deutschen Frauenbund. Der Würzburger Diözesanverband hatte Landtags-, Bundestags- und Bezirkstagskandidatinnen eingeladen, sich vorzustellen. Im Estenfelder Pfarrheim waren vielleicht 60 oder 80 Frauen, allerüberwiegendst älteren Semesters, versammelt. Kurz gesagt: Einfach war es nicht. Zwar hat der KDFB Politische Standpunkte veröffentlicht, die nahelegen, dass Grünwählen die beste Option wäre – jedoch sind die formulierten Grundsätze wohl an der Basis nicht allzu bekannt und/oder populär. Alle Nicht-CSU-Politikerinnen hatten einen schweren Stand bei der Veranstaltung.

Ich habe versucht zu erklären, warum ich gerade als Katholikin bei den Grünen Politik mache. Hier ein paar Schlaglichter:

Mein Vater hat mir als ich jugendlich war einmal gesagt: „Wenn einer heute sagt, er ist kein Christ mehr und in seinem Leben ändert sich nichts, dann war er auch keiner.“ – Das war für mich ein Anstoß nachzudenken: Was heißt es denn, Christin zu sein in der Welt von heute? Mein Glaube ist politisch – und ein politischer Auftrag, die Welt zu gestalten: für die Ärmsten einzutreten, sich nie zufrieden zu geben mit dem Mittelmäßigen, mit dem Zweitbesten, immer das Bessere suchen.

Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und behüte. (Gen 2,15)

Gott sagt nicht nur „Macht euch die Erde untertan“, sondern er sagt: Ich vertraue sie euch an, ihr habt Verantwortung, behütet sie, bewahrt sie. Grüne Politik setzt konsequent auf Naturschutz, Tierschutz, Kampf gegen Klimawandel/Umweltzerstörung. Wir arbeiten da oft Hand in Hand mit den Kirchen. Weltweit setzen sich Christinnen und Christen als gläubiger verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung ein, ein bekanntes Beispiel ist Bischof Erwin Kräutler in Brasilien (Belo Monte Staudamm). Umweltschutz ist dabei eng verknüpft mit der sozialen Frage und unserem Streben nach weltweiter Gerechtigkeit. Die Folgen der Klimakatastrophe tragen vor allem die Armen!

Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. (Mt 25,40)

Flüchtlinge bitten um Schutz und Hilfe – wir wollen, dass sie menschenwürdig und selbstbestimmt leben können. Ich bin stolz darauf, dass das Oberhaupt meiner Kirche, Papst Franziskus, sich als allererstes der Heimatlosen, der Geflohenen, angenommen hat und nach Lampedusa gereist ist. Menschen, die zu uns kommen, offen aufzunehmen, in radikaler Nächstenliebe und Gastfreundschaft, ist der vielleicht vornehmste (und oft auch schwierige!) christliche Auftrag: Nehmt euch einander an! Der Papst sagt: Es ist die Globalisierung der Gleichgültigkeit, die uns unfähig macht zu weinen. Mein Eintreten für Flüchtlinge hat beim KDFB Widerspruch hervorgerufen – Ein Satz der begann mit „Ich habe ja nichts gegen Asylanten, aber …“ wurde beklatscht. Zu meiner Erleicherung gab es auch Applaus für Homeira Mansury (SPD) und mich, als wir uns klar verwahrten.

Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. (Mt 5,9)

Friede ist die Grundbotschaft unseres Glaubens. Wir Grüne sind eine Partei mit pazifistischen Wurzeln und engagieren uns gegen Rüstungsexporte in Krisengebiete. Wir wollen Menschlichkeit vor wirtschaftlichen Interessen stellen und immer politische Lösungen für Konflikte suchen. Frieden können wir nur schaffen, wenn wir die Welt gerechter gestalten. Daran arbeiten wir Grüne ganz konkret. Und Gerechtigkeit gibt es nur mit gerechtem Wachstum, nicht mit „immer mehr“ für uns hier, während wir anderswo Menschen (und Tiere und die Natur) ausbeuten.