Schlagwort-Archiv: Flüchtlinge

Ist Deutschland eine gefestigte Demokratie?

Ich habe eine beeindruckende Frau kennengelernt. Mein Gespräch mit Charlotte Knobloch anlässlich des 71. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen. —

Frage: Haben Sie Angst, dass wir gesellschaftlich und politisch in dunkle Zeiten zurückfallen, die wir nach der Katastrophe der Shoa und des Zweiten Weltkrieges überwunden glaubten?

Knobloch: Heute sind wir noch ein gefestigtes Land. Wenn Sie mich in zwei Jahren fragen, kann ich Ihnen heute nicht sagen, ob meine Antwort noch dieselbe sein kann. Ich würde dieses Wort „gefestigt“ für die Zukunft nicht gerne in den Mund nehmen.

Das ganze Interview mit Charlotte Knobloch könnt Ihr auf katholisch.de lesen.

St. Martin – Vorbild an Menschenfreundlichkeit

St. Martin, sei in Deiner Menschenfreundlichkeit Vorbild für alle, die sich Christinnen und Christen nennen! ‪#‎refugees‬ ‪#‎Flüchtlinge‬

„Eines Tages […] begegnete [Martin] mitten im Winter, der von so außergewöhnlicher Härte war, dass viele erfroren, am Stadttor von Amiens einem nackten Armen. Dieser flehte die Vorbeigehenden um Erbarmen an. Doch alle liefen an dem Elenden vorüber. Da erkannte Martin, von Gott erfüllt, dass der Arme, dem die anderen keine Barmherzigkeit schenkten, für ihn da sei. Aber was sollte er tun? Außer seinem Soldatenmantel hatte er ja nichts. Also nahm er sein Schwert und teilte den Mantel mitten entzwei. Den einen Teil gab er dem Armen, in den anderen Teil hüllte er sich wieder selbst.“ (Quelle)

Der Wiesn-Pfarrer

Schiessler Wiesn

Pfarrer Schießler kellnert im Festzelt Schottenhamel. Bild: Gudrun Lux

Rainer Maria Schießler ist der Pfarrer meiner Gemeinde St. Maximilian. Er findet, dass Kirche immer genau da sein muss, wo die Menschen sind. Das macht er selbst auch. Eine Menge Menschen sind allerweil auf dem Oktoberfest. Und der Pfarrer ist mittendrin. Ich habe ihn dort getroffen. Daraus ist ein Portrait entstanden, das katholisch.de unter dem Titel A Hendl, a Maß und a Gespräch veröffentlicht hat.

Bitte besucht auch die Seite des Vereins Orienthelfer, für den Schießler seinen Wiesn-Lohn spendet, und unterstützt diese Initiative des Kabarettisten Christian Springer („Fonsi“).

Zum Vorwurf der Emotionalität

Horst Seehofer: „Es kann nicht sein, dass die einen für die Moral und die Menschlichkeit zuständig sind und die anderen für die Arbeit.“ – Alexander Burger antwortet zu Recht: „Es kann nicht sein, dass die einen für Moral und Menschlichkeit zuständig sind und die anderen der Meinung sind, das geht sie nichts an.“

Ein Gegensatz, der von der einfachen Facebookdiskussion bis zum öffentlichen CSU-Statement vor Kameras zu lesen und zu hören ist: Da seien auf der einen Seite die „naiven“ „emotionsgeladenen“ „Gutmenschen“ – damit sind wir gemeint, die Flüchtlingen helfen, die Chancen eröffnen wollen, die zupacken, statt sich abzuwenden – und auf der anderen Seite die „rationalen“ „vernünftigen“ Politiker/Leute, die in sich Gedanken machen über die Zukunft und die weder naiv noch emotional seien.

Mit Verlaub, meine Herren (jaja, in der Mehrheit sind es Herren), aber: Mitgefühl und Vernunft schließen einander gar nicht aus. Wer ohne Moral und Menschlichkeit Politik macht, der macht’s verkehrt. Wer ohne Mitgefühl auf das Leid der Menschen antwortet, dessen Christentum ist Pharisäertum, dessen Politik ist Zynismus.

Humanitäte Hilfe – let’s call it Nächstenliebe – jetzt.

Ich bin das Kind eines Flüchtlingskindes

<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCbezahl">Rübezahl</a> ist der Berggeist des Riesengebirges. Hier der Titel eines Kinderbuchs etwa aus den 1960er Jahren. Die Illustration ist von <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_M._Kolnberger">Anton Kolnberger</a>.

Rübezahl ist der Berggeist des Riesengebirges. Hier der Titel eines Kinderbuchs etwa aus den 1960er Jahren. Die Illustration ist von Anton Kolnberger.

Statt Wiesnauftakt Familienbesuch in Franken. Ich sitze bequem im Zug, da fällt mir ein: Als mein Vater etwa so alt war wie meine kleine Tochter jetzt ist, war er in einem Zug auf der Flucht – mit seiner Mutter und seinen vier großen Geschwistern raus aus Schlesien. Der Vater, mein Großvater, blieb dort. Zunächst zwangen ihn die Nazis dazu, dann geriet er in Gefangenschaft. Erst Jahre später kam auch er nach Franken.

Als wir Kinder waren, drängten wir unseren Vater oft, uns Geschichten zu erzählen „als er klein war“. Viele davon berichteten von der Zeit als ungeliebte Flüchtlingen auf einem fränkischen Bauernhof. Ich muss die Geschichten mal aufschreiben, nehme ich mir jetzt vor.

Wenn mein Vater schimpft, dann auf Schlesisch. Manchmal schleichen sich auch bei meinen Geschwistern und mir noch schlesische Wörter ein.

Das Riesengebirgslied singe ich meinem Kind zum Einschlafen vor: „Blaue Berge, grüne Täler, mittendrin ein Häuschen klein. Herrlich ist dies Fleckchen Erde, denn da bin ich ja daheim.“ Ich war noch nie im Riesengebirge.

Ich bin das Kind eines Flüchtlingskindes. Wie viele von uns. Heute kommen wieder Menschen in großer Not und Verzweiflung zu uns. Ich will alles dafür tun, dass ihre Kinder wenn sie wollen so selbstverständlich hier eine Heimat haben wie ich selbst.